Ein Tag in OneWorld II

Aber das Flussgeld bildet noch nicht die Rohstoffnutzung ab, die ja ebenfalls stattfindet. Luft, Wasser und Lebensmittel (Biostoffe) sind gewissermaßen Prozess Rohstoffe. Im besten Fall sind sie in einen Kreislauf eingebunden, in dem sie ständig zirkulieren, umgewandelt, aufgenommen, wieder ausgeschieden werden und sich so ständig erneuern können.
Feste Rohstoffe, wie Erze, Steine, Mineralien etc. werden aus ihrer Lagerstätte gefördert und weiterverarbeitet. Sie sind nur mit Aufwand recyclebar und werden nicht an ihre Fundstätte zurückkehren. Um sie zu finden, zu fördern, zu transportieren, weiterzuverarbeiten, zu veredeln, etwas aus ihnen zu bauen wird ebenfalls Arbeitskraft verbraucht. Aber ebenso gute Ideen, Energie und natürlich jede Menge Technik, also Maschinen aller Art, die ja aus eben diesen Rohstoffen konstruiert sind.
Es werden also Rohstoffe, Ideen (Geist), Arbeitskraft (Zeit) und Energie ineinander verschachtelt. Aus ein paar Gramm Eisen, Kupfer, Aluminium, Plastik etc. wird ein Toaster gebaut. Für diesen Bau braucht es wiederum Maschinen, die schmelzen, schneiden, formen usw. und auch diese Maschinen mussten von anderen Maschinen, zumindest aber von Werkzeugen geformt werden. Die Maschinen mussten geplant, gebaut und eingerichtet werden, stehen sie erst einmal, werden sie wiederum von Menschen bedient. Und alle diese Prozesse sind in Verkehrs-, Energie- und Informationsnetzwerke eingebettet, so dass es den Anschein hat als wäre die ganze technologische Gegenwart eine einzige riesige und komplizierte Megamaschine.
Wenn nun alle Rohstoffe als „Commons“ also als Gemeineigentum betrachtet werden, dann müssten Produzenten einen Preis für diese Rohstoffe an die Gemeinschaft bezahlen. Die große Frage lautet dann: Wie kann dieser Preis gebildet werden? Eine Möglichkeit wäre, für jeden Rohstoff zu prüfen, wie viele Zeit es braucht um eine Gewichtseinheit (Tonnen oder Kilogramm) gebrauchsfertig bereitzustellen. Das ist aber schwierig, denn bei der Förderung kommen ja alle möglichen Maschinen, Energieaufwand, Planungsaufwand usw. hinzu.
Es sieht also so aus, als ob die vernetzte Gemeinschaftsleistung aller dazu beiträgt, dass Rohstoffe bereitgestellt werden können. Man könnte also die Gesamtmasse der vorliegenden, bzw. bereitgestellten Rohstoffe ins Verhältnis mit der Gesamtzahl von Arbeitsstunden setzen und hätte dann einen Quotienten von T/M, der als Grundpreis für Rohstoffe gelten könnte. Als groben Schätzwert würde ich einmal ansetzen, dass eine Stunde Arbeit etwa zehn Kilogramm Rohstoffbereitstellung ermöglicht (dieser Quotient könnte mit entsprechender Erfassung nach und nach genauer ermittelt werden).
Das eröffnet nun die Möglichkeit, eine Verrechnungseinheit für Zeit in zehn Verrechnungseinheiten für Rohstoff umzutauschen. Diese Stoffeinheit wäre ebenfalls eine Verfallswährung allerdings mit erheblich längerer Laufzeit, z.B. ein Prozent degressiv pro Jahr. Dies entspricht auch der längeren Haltbarkeit von stofflichen Materialien. Damit ist die Möglichkeit geschaffen, Verrechnungseinheiten anzusparen und zu investieren.
Die Stoffeinheit ist auch die Währung, mit der für stoffliche Produkte bezahlt wird. Also Kochlöffel, Toaster, Computer, Autos etc. Natürlich fallen darunter auch Maschinen, die zur Rohstoffbereitstellung und Weiterverarbeitung genutzt werden können.
Dieses Arrangement würde auch dazu motivieren, effizientere Methoden zu entwickeln, wie Rohstoffe bereitgestellt werden können, denn je weniger Zeit dafür aufgewendet werden muss, desto mehr Güter werden erschwinglich. Aber das bringt auch die Gefahr mit sich, dass immer mehr Rohstoffe abgebaut werden und dadurch die Umweltschäden zunehmen. Dem allerdings ließe sich mit einer Recycling Pflicht (Cradle to Cradle) begegnen.
Einmal mit Stoffgeld bezahle Gegenstände könnten natürlich weiterverkauft werden. Sie könnten dann sogar mehr erlösen als die Anschaffung gekostet hat. Überhaupt gäbe es einen Markt für Produkte, die miteinander konkurrieren. Qualität, Haltbarkeit, Verarbeitung, Design, Handhabung usw. wären relevant für die Preisbildung.
Diese beiden Arten von Währungen wären also in der Lage ein ökonomisches System aufrechtzuerhalten, in dem Sachgüter und Dienstleistungen frei gehandelt werden könnten – die Vorzüge eines freien Marktes wären also gegeben. Geldmengen und Warenmengen könnten sich nicht allzu weit voneinander entfernen (Inflation/Deflation). Die Grundversorgung wäre gewährleistet.
Was noch fehlt ist die Regel, dass es kein Eigentum an Grund und Boden gibt, dass Geld nicht gehandelt wird, und dass der Preis für Arbeit eine Grenze hat.